Bildquelle: Pixelio.de
Fotograf: Karin Schmidt


Weihnachtsträume

Weihnacht lässt uns schmerzlich spüren,
dass wir auf der Suche sind.
Öffnet längst verschlossne Türen,
weckt erneut in uns das Kind.
Plätzchen, Kerzen, schöne Düfte
füllten einst dein Kinderherz.
Trugen Freude in die Lüfte
und vertrieben manchen Schmerz.

Heute sitzt du hier mit Sorgen
vor dem schmucken Weihnachtsbaum.
Deine Wünsche tief verborgen
und verblasst der Kindertraum.
Deine Seele schreit nach Liebe,
Wärme und Geborgenheit.
Ach, wie hättest du sie gerne
wieder diese schöne Zeit.

Schließe nun ganz sanft die Lider,
reich deinem Kind in dir die Hand.
Bring DU ihm seine Träume wieder,
führ es zurück ins Weihnachtsland.
Deck den Tisch für eure Seelen,
stell deine Gaben dort bereit.
Deine Freunde lass nicht fehlen.

NUN
ist wieder Weihnachtszeit.


 

Phantasia

Wenn ich auf grauem Boden lauf,
Reales mich erdrückt,
steig ich auf meinen Vogel auf,
der mich der Welt entrückt.

Er trägt mich nach Phantasia,
ich steige hoch hinauf,
Gedanken wandern schrankenlos
aus meinem Kopf heraus.

In meinem Land Phantasia
bau ich Gedankenschlösser mir,
ein Ort, befreit von Angst und Last,
den ich als Königin regier.

Mit Mut, Entschlossenheit und Kraft
lenk ich dort mein Geschick,
doch ängstlich schon senkt sich hinab
aufs Irdische mein Blick.

Die Erde ruft, mein Vogel sinkt,
Phantasia adé.
Wir setzen auf, auf hartem Grund.
Das Scheiden tut mir weh.

Die Sehnsucht nährt Phantasia
nur eine kurze Zeit.
Mein Vogel hält zum nächsten Flug
für mich sich schon bereit.

 


Verstummt

Des Kindes Sehnsucht ungestillt
im Niemandland verschwunden.
Gefühle abgewürgt, gedrillt
und unversorgt die Wunden.

Der Schrei nach Liebe unerhört,
der Körper nicht berührt.
Die Kinderseele schwer gestört,
hat Wärme nie gespürt.

Das Leid zu spüren tat zu weh,
drum ward es weggeschlossen.
Gestaut hat sich der Tränensee.
Gefühl in feste Form gegossen.

Erwachsen nun und krank das Herz,
doch weiß es nicht warum.
Denn wohl verpackt der innre Schmerz,
die Kinderseele stumm.

Kommt nicht zu Wort, weil sie nicht kann,
verloren das Gefühl.
Tarnt sich erneut als starker Mann
und was sie sagt klingt kühl.

 





Kompensieren

Anfangs läufst du baren Fußes
auf dem Weg der Liebe,
der weich mit tausend Rosenblüten bedeckt ist.

Sodann entführen leichte Winde
so manches Rosenblatt
und nehmen es mit sich fort
durch die noch warmen Lüfte.

Unmerklich fast - doch stet -
entfernt sich Blatt um Blatt.
Die Winde nehmen zu und werden kühler.

Die Füße treffen nun auf manche kahle Stelle,
die kalt sie schreckt
und schnell auf weiche Blätter treibt.

Doch bald schon sind auch diese Inseln rar
und deine Füße spüren nur noch kaltes Pflaster.

Schwielen bilden sich dann und wann,
doch sie sind kein Rosenpolster.

Sie machen deine Füße hart
und lassen sie vielleicht niemals mehr

den weichen Rosenweg spüren.


Leere

Kennst du dieses schwarze Loch,
das dein Dasein füllt?
Kennst du dieses JA und NEIN,

das in Einsamkeit dich hüllt?
Setzt dich in den ICE
und die Schienen glühen heiß.
Fährst sodann im Bummelzug,
landest auf dem Abstellgleis.

Spielst du auch das Liebesspiel,
das mit Feuerglut beginnt?
Trittst dann in Wut die Flammen aus

und die Leidenschaft zerrinnt?
Bleibst dann mit deiner Wut zurück,

sie findet kein Zuhaus.
Und maltraitierst dich Stück für Stück,
lässt an dir selbst sie aus.

Verspürst du auch Erleichterung,
doch nur im Augenblick?
Verebbt die Wut nach kurzer Zeit,
lässt dich ganz leer zurück?
Betäubung dient als Anker dir
und du wirst endlich still.
Doch keine Droge, kein Versuch
als Trost dir reichen will.

So schließt sich dann am Ende nur

gewohnter Teufelskreis.
Und du befindest dich erneut
auf deinem Abstellgleis.




Leidenschaft

Wenn deine Augen meine treffen,
dringt Liebe in mich ein.

In meinen Körper fließen Farben,
in mir ist Sonnenschein.

Wenn deine Hände mich berühren,
bekomm ich Gänsehaut.

Möchte überall an mir sie spüren,
denn dein Herz ist mir vertraut.

Wenn du mich küsst an allen Stellen,
geb ich mich ganz der Wolllust hin.

Mein Verstand zerrinnt in Wellen,
weil ich nicht mehr bei Sinnen bin.



Therapie

Sagt die Frau zur Therapeutin
“He, mach mich ganz schnell gesund!“
Lässt sich munter dann berieseln,
hält von Stund’ an ihren Mund.

Und nach 25 Stunden
spricht die Frau „Mir geht es schlecht,
und ich muss ganz ehrlich sagen
Ihre Methode ist nicht recht!“

Darauf staunt die Therapeutin
“Ach, ich dachte, Sie sind stumm,
denn Sie sprachen keine Worte,
saßen vielmehr nur herum!“

“Wieso soll denn ICH was sagen,
SIE sind doch der Therapeut
und Sie können alles ahnen,
das erzählten mir die Leut’.“

Darauf spricht die Therapeutin
“Ja, ich ahne schon sehr viel
und ich weiß sogar was sicher:
SIE verfehlten hier Ihr Ziel!“

“WAS?!“ erwidert die Patientin
und sie schimpft mit scharfem Ton.
Darauf sagt die Therapeutin:
“Diagnose: AGGRESSION!“



Bindungsangst

Ein Schmetterling flog durch die Lüfte
inmitten schönster Blütendüfte.

Auf einer ließ er sich dann nieder,
vernahm die schönsten Liebeslieder.

Der Nektar schmeckte süß und rein,
dies musste wahre Liebe sein.

Doch Liebe wollte er nicht haben,
wollt kurz nur bleiben und sich laben.

Die Flügel trugen ihn geschwind
ganz schnell hinaus durch frischen Wind.

Hier fliegt er nun erneut umher,
sieht unter sich das Blütenmeer.

Auf manche Blüte wird’s ihn treiben,
doch keine will besonders bleiben.

 


Frieden

In meiner Wut gefangen

und doch entlädt sie sich.
Die Flammen schleudern sie herum,
am Ende trifft sie MICH.

Die Wut kennt wohl ihr Opfer,
es ist das Muttertier.
Doch darf ich es nicht treffen,
so bleibt die Wut in mir.

Ich möcht die Wogen glätten,
die Wut soll Wasser sein.
Will tausend Meere weinen
und dann in Frieden sein.

 


Geborgenheit


Wenn deine Blicke in mich dringen,
will mein Herz vor Freude springen.

Jeder Winkel meines Seins
verschmilzt mit dir und wir sind eins.

Deine Hände streicheln zart,
erspüren meine ganze Art.

Deine Schultern sind mein Nest,
stützen mich ganz weich und fest.

Deine Brust wird mir zum Hafen,
lädt mich ein auf ihr zu schlafen.

Meine Schmerzen kann ich teilen,
meine Wunden wirst du heilen.

Unsere Seelen fest verschlungen
sind wir in uns eingedrungen.

Halt mich fest,
bewahre mich.

Ich liebe dich



 
 Der  kleine Zahn

 
 
Der kleine Zahn mit starkem Schmelz geboren
verändert sich mit jedem Biss

Schlecht ernährt und arm gepflegt
durchsetzt ihn schnell so mancher Riss

Sein Innres fault, kann sich nicht wehren,
nach außen scheint er unversehrt

Doch insgeheim durchsetzt ihn gänzlich
der eínst gepflanzte böse Herd

Von Zeit zu Zeit bricht er die Stille
und trägt nach außen alle Pein

Und pocht und pocht und schreit danach
doch endlich wieder heil zu sein

Doch dieser Schmerz wird nur erstickt
durch Bohren und mit Porzellan

Der Zahn scheint heil,
doch innen leidet weiter still
der kleine tief verletzte Zahn